jeudi 28 août 2014

Dienstleister antisemitischer Krimineller (3): Ein Frontschwein für Hamastan

"Ich habe den Kriegsberichterstatter Martin Lejeune, der mehrere Wochen mitten im Bombenhagel in Gaza ausgeharrt hat, zitiert und lange gegen Anwürfe verteidigt. Zu Unrecht, wie sich nun herausstellt.

Ich war entsetzt, als ich Lejeunes am Dienstag veröffentlichten Blogbeitrag über die brutalen Exekutionen las. Protokollartig, fast im Bürokratendeutsch skizziert der freie Journalist die terroristische Tötungsmaschinerie, wenn er aus einem am Hinrichtungstag zirkulierenden Brief zitiert. Kein Wort der Einordnung oder des Bedauerns. Auf Cicero-Online-Anfrage hat er sich bislang nicht dazu geäußert.

Lejeune schreibt, „ordentliche palästinensische Gerichte“ hätten bereits vor Ausbruch der „Operation Protective Edge“ das Todesurteil über sehr viele der 18 „Kollaborateure“ verhängt. Er hinterfragt nicht, ob diese Gerichte überhaupt legitimiert sind.

Lejeune behauptet, alle Menschen im Gazastreifen seien sich einig, dass „man etwas gegen Kollaborateure tun muss, weil die Kollaborateure wirklich eine Gefahr darstellen für die Sicherheit der Menschen“. Weiter schreibt der Autor unter Bezugnahme auf den Brief: „Um das soziale Miteinander (…) nicht zu gefährden, haben die Behörden weder die Namen der Kollaborateure genannt noch die Fotos der Täter verbreitet. Die (…) Kinder der 18 werden wie die Kinder von Märtyrern behandelt, also finanziell und sozial versorgt. Dies alles ist sehr sozial abgelaufen.“

Der taz-Korrespondent Pascal Beucker, der als erster auf Lejeunes Blogbeitrag aufmerksam machte, schrieb bei Facebook: „Es gibt Journalisten, die als Kriegsberichterstatter arbeiten. Und es gibt schreibende Kombattanten.“ Martin Lejeune gehöre zur letzteren Gruppe.

Der Blog Ruhrbarone nennt den Vorgang ein „Novum in der hiesigen Presselandschaft“.

[...]

Im Magazin für Medienkritik und Medienwissenschaft „Vocer“ behauptete Lejeune: „Zwischen dem 7. Juli und dem 3. August [war] kein deutscher Korrespondent außer mir im Gazastreifen (…). Seit dem 4. August sind auch einige deutsche Korrespondenten hier, aber während dieser schweren Zeit davor eben nicht.“

Das Interview datierte vom 11. August. Bis meine Kolumne am 14. August erschien, gab es kein Dementi und auch keine Richtigstellung unter dem Interview. In der Social-Media-Welt sind drei Tage eine Ewigkeit. Deshalb hatte ich keinen Grund, am Wahrheitsgehalt dieser Aussagen zu zweifeln. Im Telefonat bestätigte mir Lejeune erneut diese Daten. Ich eignete mir sie dennoch nicht als „Fakt“ an, sondern formulierte im Konjunktiv. Martin Lejeunes Erfahrung als einziger deutscher Journalist im Bombenhagel jedenfalls schien meine These zu stützen, dass Medien selbst in Krisengebieten nur sehr oberflächlich hinsehen. Auch der Deutschlandradio-Kommunikationschef konnte mir im Gespräch nicht erklären, welches Problem sein Sender, der zuvor kurzfristig ein Interview mit Lejeune abgesagt hatte, konkret mit dem Gaza-Reporter habe.

Erst nach der Veröffentlichung meines Artikels kamen die ersten Dementis von deutschen Nahostkorrespondenten herein. Markus Rosch, ARD-Korrespondent in Tel Aviv, twitterte ein Bild seines Grenzstempels und stellte bei Cicero Online richtig: „Seit Beginn der Luftangriffe waren viele deutsche Journalisten im Gaza-Streifen.“ Neben der ARD seien auch das ZDF, die Deutsche Welle, die Süddeutsche Zeitung und einzelne freie Kollegen dort gewesen. Bei Twitter entspann sich eine Diskussion, ob die betreffenden Korrespondenten auch zum Zeitpunkt des Bombardements länger in Gaza recherchiert hätten. Der ARD-Studioleiter bejahte das. Die „Welt“-Journalistin Vanessa Schneider ergänzte, dass sie knapp sechs Tage dort gewesen sei, die N24-Berichterstatter vier Tage.

Der „Jung & Naiv“-Moderator Tilo Jung distanzierte sich das erste Mal öffentlich von einem Gesprächsgast. Martin Lejeune lasse „journalistische Ethik vermissen und scheint sich stattdessen instrumentalisieren zu lassen“.

„Vocer“-Redakteur Jan Ewringmann, der das Interview in dem Medienmagazin mit Lejeune geführt hatte, beteuert auf Cicero-Online-Anfrage, dass er den freien Journalisten zum Zeitpunkt des Gesprächs nicht kannte, aber für seriös hielt: „Die Tatsache, dass er Beiträge in der Frankfurter Rundschau und der taz veröffentlicht hatte, war für mich ein Indiz, dass er ernst zu nehmen war.“

Die alternative Tageszeitung teilte indes bei Twitter mit, dass Lejeune in den vergangenen zehn Monaten nur einen Artikel in dem Blatt veröffentlicht habe.

„Vocer“-Redakteur Ewringmann zeigte sich von Lejeunes jüngstem Blogbeitrag über die Hamas-Hinrichtungen „schockiert“: „Es mangelt darin an kritischer Distanz und irgendeiner Form von Reflexion, die man ganz klar erwarten muss von jemandem, der sich Journalist nennt.“ Der Text lese sich wie eine Stellungnahme der Hamas. „Es erschließt sich nicht, wo hört die Pressemitteilung auf und wo fängt der Kommentar an.“ [...]"

(Petra Sorge, Wie ich auf einen Hamas-Versteher hereinfiel, in: Cicero, 28.8.2014)

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